Über das Schreiben

Über das Schreiben: Von einer Krankheit zum Roman

Am Wochenende flatterte mir eine Mail von A. Koschinski in mein Postfach, in der es ums Schreiben ging. Anna ist ein Blogcoach, sie inspiriert viele Menschen dazu, gute Blogartikel zu schreiben. Anna hat in ihrer Mail aufgerufen, sich in einer Blogparade in vielen Blogartikeln um ein Thema zu kümmern – um das Schreiben! Hier findest du viele weitere Artikel zu diesem Thema.

Dieses Thema ist riesengroß – auch in meinem Leben. Wenn du meinen Blog schon länger kennst, ahnst du, weshalb ich mit dem Schreiben begonnen habe. Ich nutze die Gelegenheit dieser Blogparade, hier zusammen zufassen, was das Schreiben nach vielen Jahren für mich bedeutet.

Also, los geht’s – Über das Schreiben, um Gedanken, Krankheit und Krisen aufs Papier abzulegen.

Vom Schreiben – Das Tagebuch

Vor zwölf Jahren erlebte ich eine Grenzerfahrung. Ich war mehrere Wochen auf der Isolierstation eines Krankenhauses, mein Immunsystem war durch eine Chemotherapie zerstört und ich wartete auf die lebensrettenden Stammzellen meines Bruders.

Tagebuch schreiben bei Krankheit
Schon im Krankenhaus begann ich Tagebuch zu schreiben

Die Tage in diesem lebensbedrohlichen Zustand, allein, nur mit Pflegern und Ärzten in Schutzanzügen um mich herum, ab und zu ein Kontakt mit meinen Lieben übers Internet, haben mich sehr geprägt.

So geschwächt ich auch war durch Medikamente, Therapie und durch die Einsamkeit in meinem kahlen Klinikzimmer, so sehr war mir bewusst, dass diese Erfahrung etwas besonderes war. Es waren Tage und Wochen, die Außenstehende sich kaum vorstellen können. Ich dachte über das Leben nach, übers Gesundwerden. Darüber, dass es im Leben nicht nur gute Tage gibt. Aber dass jede Krise ihren Sinn hat.

Meine Gedanken spielten Karussell und ich wollte sie ablegen, loswerden. Vielleicht, um sie später, wenn ich wieder gesund war, noch einmal zu lesen. Ich wollte dokumentieren, was mir gerade passierte. So schrieb ich jeden Tag, über viele Wochen, Tagebuch, um diese Gedanken für später festzuhalten.

Vom Schreiben – Der Blog

Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, ging es mir lange Zeit noch nicht wieder gut. Ich krabbelte mich nur langsam wieder zurück ins normale Leben. Durch den Kontakt mit anderen Patienten lernte ich, wie wichtig der Austausch in solchen Krisensituationen ist. Wir lernten voneinander, gaben uns Tipps, Zuspruch und fühlten uns nicht so allein mit unseren Problemen nach der langen, harten Therapie.

Ich spürte den Wunsch, meine Grenzerfahrung und meine Erkenntnisse noch an mehr Menschen weiterzugeben, die in einer ähnlichen Situation sind, wie ich es war. Denn ich wollte Mut machen.

Ich hatte die Idee, einen Blog zum Thema Stammzelltransplantation zu gründen. Wie gut, dass plötzlich Corona ausbrach und ich sehr viel Zeit zuhause hatte, um mich mit dem Bloggen zu beschäftigen. Mein Blog KMT-Light entstand, mit dem ich Menschen vor und nach einer Stammzelltransplantation half, mit Gedanken, Tipps und Mutmach-Geschichten. Das Schreiben dieser Artikel bedeutete mir viel. Ich brauchte nur meinen Computer, einen aufgeräumten Schreibtisch, ein Blatt und einen Stift für schnelle Notizen, die noch nicht in den Text passen. Schon tauchte ich in die Welt meiner Krankheitszeit ab. Ich erinnerte mich an meine Ängste und Sorgen, und sprach in meinen Texten wie mit meinem früheren Ich, dem vor der Transplantation. So entstanden viele Blogartikel zu verschiedenen Aspekten meiner Patientenzeit.

Vom Schreiben – Der Roman

Die Blogartikel wurden immer umfangreicher und das Thema immer größer – Ich beschäftigte mich in meinen Texten mit einfachen Tipps zur Bewältigung einer Krebstherapie, aber auch mit den seelischen und psychischen Auswirkungen einer solchen Krise.

Ich sprang von Anleitungen und To -do Artikeln zu persönlichen Berichten. In mir reifte eine Idee von einem ausführlicheren, längeren Projekt – wie wäre es, wenn ich eine große, spannende Geschichte schreibe, ein ganzes Buch zu dem Thema? Kein Sachbuch, sondern eine Geschichte, in der ich meine Fantasie spielen lasse und von einer jungen Frau schreibe, die plötzlich krank wird und sich zurück in ein lebenswertes Leben kämpft?

Gesagt, getan. Ich schrieb aus dem Bauch heraus, eine Mischung aus meinen eigenen Erlebnissen und dem, was meine erfundene Figur Anna, eine Fernsehmoderatorin, im Krisenzustand, erlebte. Die ersten hundert Seiten waren grauenhaft. Ich war erschrocken, wie schwer es ist, eine gute Geschichte zu schreiben, die andere Menschen auch gerne lesen wollen.

So las ich viel, und suchte Schreibratgeber, in denen über das Romanschreiben erzählt wird. Schnell war mir klar: Zum Schreiben guter Texte braucht man Handwerkszeug, Anleitungen und Rat von Menschen, die es gut können. Ich ging nach Berlin und absolvierte eine Autorenausbildung, um so viel wie möglich über das Schreiben zu lernen. Denn das Buch, das ich schreiben wollte, sollte ja ein richtig gutes werden.

Was ich in meiner Autorenausbildung gelernt habe:

  • dass es wichtig ist, in den Schreibflow zu kommen
  • dass der erste Entwurf immer Mist ist
  • dass ein roher, holpriger Text durch vielfaches Überarbeiten zu einem Juwel wird, wie ein Kristall, der erst durch Feilen herausgearbeitet wird und zum Funkeln gebracht wird
  • dass die Figuren, die ich entwickelte, sich manchmal ganz anders verhalten, als ich es geplant hatte
  • dass Schreiben Arbeit ist, die manchmal mühsam und zäh wie ein Kaugummi ist
  • dass eine Stunde Schreiben eine Endorphin Ausschüttung hervorrufen kann, die mich den ganzen Tag mit einem Lächeln im Gesicht herumlaufen lässt.
Roman "Annas Blut"
Im Februar 2021 erschien „Annas Blut“

Ich schrieb 2 Jahre und 9 Monate an meinem Buch „Annas Blut“, es hat 304 Seiten und wurde im Jahr 2021 veröffentlicht.

Schreiben – wie geht es weiter?

Mein Blog existiert nun seit 4 Jahren. Ich habe viele Ideen für neue Blogartikel in diesem Jahr.
Parallel dazu schreibe ich an meinem zweiten Roman, einem Familienroman mit historischem Hintergrund. Im nächsten Jahr möchte ich einen Roman schreiben, der in meinem Lieblingsland Island spielt.
Es geht weiter! Ohne Schreiben kann ich mir meinen Tag nicht mehr vorstellen.

Vom Schreiben – die heilende Kraft

Inspiriert durch einen Krankheitssituation habe ich etwas ganz Neues kennengelernt – das Schreiben.

Schreiben hilft dabei, sich an Geschehenes zu erinnern. Gute Schreib-Erlebnisse können schwierige Lebensphasen – manchmal auf magische Weise – zum Guten wenden. So ist es bei mir gewesen, und so kann es auch für uns alle sein, wenn wir in einer schweren Situation stecken.

Wenn es uns schlecht geht, wenn wir verzweifelt sind über die Welt um uns, über andere Menschen, über Unfälle, Trennungen, Abschiede, wenn alles stagniert oder die Zeit hinwegsaust über unseren Kopf – dann können wir immerhin darüber schreiben. Und dafür sorgen, dass diese Schreib-Zeit, eine gute Zeit ist.

Möchtest du auch schreiben? Was ich Dir dazu mitgeben möchte

Es gibt zwei Ziele des Schreibens, die vielleicht für dich eine Rolle spielen:

Schreiben für dich

Hiermit meine ich das Schreiben, um Erlebtes zu verarbeiten, und um einen Knoten im Kopf aufzulösen. Schreiben, um sich selbst zu erfahren.

Wenn du dich hiervon angesprochen fühlst und in einer solchen Situation steckst, dass du unbedingt schreiben möchtest – tue es einfach. Setze dich hin, nehme einen Stift und lasse die Worte zehn, fünfzehn oder zwanzig Minuten einfach fließen, ohne abzusetzen. Du wirst erstaunt sein, worauf du dabei stößt.
Und wenn du die heilende Kraft dieses Schreibens einmal erlebt hast, kannst du gar nicht anders, als sie immer und immer zu wiederholen.

Schreiben für andere

Vielleicht möchtest du aber lieber schreiben, um gute Texte für Leser zu verfassen.
Das Wichtigste hierbei ist: Du wirst nur durch Schreiben bessere Texte verfassen können. Je mehr du schreibst, desto besser werden deine Texte. Stück für Stück wirst du lernen, wie dir gute Formulierungen einfach wie von selbst einfallen. Und wie du mit deinen Geschichten etwas in deinen Lesern bewegen kannst.
Sei es als Blogartikel, sei es als Kurzgeschichten oder in einem längeren Roman.
Versuche es einfach!
Schreib los!

Mit dem Schreiben beginnen
Schreiben kann man überall

Möchtest du mehr darüber erfahren? Dann schau auch auf meiner Autorenseite vorbei, dort habe ich ein paar Tipps zum Schreiben für Dich und andere zusammengefasst.

2 Kommentare zu „Über das Schreiben: Von einer Krankheit zum Roman“

  1. Sehr inspirierend, liebe Annette! Ich habe tatsächlich auch schon lange den Wunsch, das Schreiben zu lernen und habe jetzt eine Vorstellung davon, wie es losgehen kann!
    Vielen Dank dafür! Liebe Grüße aus Bergisch Gladbach… ;-)

    1. Liebe Kerstin,
      vielen Dank für Deinen Kommentar.
      Ich kann dich nur ermutigen – du musst ja nicht direkt mit einem ganzen Buch anfangen. Aber selbst eine kleine Kurzgeschichte schreiben, macht sehr viel Spaß und führt dich ein in diese neue Welt des Schreibens!
      Liebe Grüße, Annette

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