Coronavirus und Risikogruppe

Eine Einführung

Ich habe den Blog Knochenmarktransplantation-light Anfang März gegründet. Mein Redaktionsplan ist voll von KMT Ratschlägen, Erklärungen zu Symptomen und Komplikationen, Tipps für den Alltag nach KMT usw.

Coronavirus und Risikogruppe

Und dann? Dann kam Corona. Ich, als Patientin nach Knochenmarktransplantation und viele andere von Euch, die diesen Blog gefunden haben, wir gehören zur Risikogruppe.

Aufgrund der aktuellen Lage durch das Coronavirus stelle ich mir täglich neue Fragen: 

„Wie kann ich mich als Risikopatient schützen?“

„Wie verhalte ich mich richtig?“

„Was muss ich über das Virus und seine Gefahren wissen?“

Wir Menschen in der Risikogruppe sind aufgrund der aktuellen Lage besonders verunsichert. In diesem Beitrag möchte ich einige einführende Gedanken mit Dir teilen. Das Thema ist groß, wichtig, bedrängend für uns. Demnächst wirst Du hier weitere Blogbeiträge zu Verhaltensregeln und zu Experteninformationen finden.

Wer gehört zur Risikogruppe?

Wir Patienten nach einer Knochenmarktransplantation gehören zur Risikogruppe, wenn wir noch starke Medikamente nehmen, die unser Immunsystem unterdrücken. Außerdem zählen Menschen mit Asthma, COPD, Lungenfibrose, und Patienten mit einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit des Herzens dazu. Zusätzlich zählt man auch Menschen mit Diabetes und Cortison-Patienten, wie Rheumapatienten zur Risikogruppe.  Bekannt ist auch, dass Menschen mit einem Alter über 50/60 stark gefährdet sind.

Vorsicht ja, Panik nein – diese Empfehlung möchte ich als erstes aussprechen.

Insbesondere vor dem Hintergrund der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen bedeutet Vorsicht jetzt wieder mehr Umsicht und Aufmerksamkeit.

Die Hygieneregeln zum Infektionsschutz sind sehr präsent und so oft wiederholt worden, dass Du sie bestimmt gut kennst. Diese Regeln kennen wir Patienten aus der Zeit in der Klinik, und auch aus der Zeit nach der Transplantation. Es sind Vorsichtsmaßnahmen, die viele von uns seit Wochen und Monaten verinnerlicht haben.  

Coronavirus Verhaltensregeln
So werden wir in Geschäften (hier Apotheken) an die Regeln erinnert

Wichtig ist, dass wir verstehen, was passiert. Deshalb heute zunächst als Einführung ein paar wichtige Bezeichnungen, die uns seit sechs Wochen begleiten, und die wir kennen sollten.

Elf wichtige Begriffe zu Corona

Sars-CoV-2

Ist die Abkürzung für (englisch) Severe Acute Respiratory Syncrome CoronaVirus 2.

Zu Deutsch: schweres-akutes-Atemwegssyndrom-Coronavirus 2.

Dieser Name wurde dem Virus von der WHO gegeben, um ihn vom vorherigen Sars-Erreger zu unterscheiden. Dieser führte von November 2002 bis Januar 2003 in 25 Ländern zu einer Pandemie mit insgesamt 8.096 Infizierten und 774 Todesfällen.

Das Virus gehört zur Familie der Coronavien, und wurde im Januar 2020 in der chinesischen Stadt Wuhan, Prozinz Hubei, neu identifiziert mit einem vermutlichen Ursprung bereits im November 2019.

Covid-19

Dies ist der Name der durch Sars-CoV-2 ausgelösten Atemwegserkrankung und steht für Coronavirus-Disease-2019. Ich muss gestehen, ich selbst habe erst nach einigen Tagen verstanden, dass mit Covid-19 die Krankheit gemeint ist und nicht das Virus.

Tröpfcheninfektion

Bei einer Tröpfcheninfektion handelt es sich um die Übertragung von Krankheitserregern durch winzige Sekrettröpfchen über die Luft. Zu einer Tröpfcheninfektion kommt es, wenn beispielsweise beim Niesen, Husten oder auch beim Sprechen kleine, infektiöse Tröpfchen aus dem Atemweg an die Luft gelangen und anschließend von einer anderen Person eingeatmet oder direkt über die Schleimhäute – meist der oberen Atemwege – aufgenommen werden (z.B. durch einen Kuss).

Je nach Größe der jeweiligen Sekrettröpfchen können Krankheitserreger über eine Distanz von einem Meter (bei großen Tröpfchen) bis zu drei Metern (bei sehr kleinen Tröpfchen) übertragen werden. So ist das Virus vermutlich auch in der normalen Ausatemluft nachweisbar. Das ist wichtig für uns zu wissen!

Latenzzeit

Die Zeitspanne von der Ansteckung mit dem Virus bis zum Zeitpunkt, wo man selbst ansteckend ist, nennt man Latenzzeit. Bei Sars-CoV-2 schätzt man den nichtinfektiösen Zeitraum auf 2,5-3 Tage.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit ist definiert als der Zeitraum zwischen dem Kontakt mit dem Krankheitserreger bis zum Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen.

Folgende Abbildung zeigt übersichtlich die Verhältnisse der verschiedenen Zeiträume.

Latenzzeit und Inkubationszeit Coronavirus

Pandemie

Eine Pandemie ist eine sich schnell weiter verbreitende, ganze Landstriche, Länder und Kontinente erfassende Krankheit. Sie bleibt also im Gegensatz zur Epidemie nicht regional begrenzt.

Allein im letzten Jahrhundert traten drei große Influenza-Pandemien auf: 1968 und 1957 starben etwa eine Million Menschen; die spanische Grippe im Jahr 1918 führte sogar zu einer geschätzten Zahl von 20 bis 50 Millionen Toten.

Am 12. März erklärte die WHO den Covid-19-Ausbruch zur Pandemie.

Flatten-the-curve

Im Zusammenhang mit dem Coronavirus ist häufig die Rede vom „Flatten-the-curve-Prinzip“ – englisch für „die Kurve flacher machen“.

Dieses Prinzip basiert auf dem Unterschied zwischen linearem und exponentiellem Wachstum: Bei Infektionskrankheiten nimmt die Ausbreitung oft einen exponentiellen Verlauf, weil ein Infizierter oft mehrere Menschen ansteckt, die wiederum jeweils erneut mehrere Menschen anstecken.

Mit der so erreichten sehr großen Zahl an Erkrankten innerhalb kurzer Zeit besteht die Gefahr, dass die Kapazitäten der Gesundheitsversorgung nicht ausreichen, um alle gleichzeitig gut zu versorgen. Deshalb ist es wichtig, die Ansteckungsrate so gut wie möglich zu senken. In diesem Fall flacht die sonst steile Kurve der Fallzahlen ab = flatten-the-curve.

Social distancing

Der auch in deutschsprachigen Medien verwendete englische Begriff social distancing, beziehungsweise das ins Deutsche übersetzte „soziale Distanzierung“ (Soziale Distanz), ist missverständlich, da dies impliziert, dass Personen gesellschaftlichen Abstand zueinander halten sollen. Es geht aber nicht um eine soziale Isolation der Individuen, sondern um die räumliche Distanzierung von (möglicherweise) infizierten zu nicht infizierten Personen.

Konkret ausgedrückt bedeutet Social distancing in der Corona-Bekämpfung: Zu Hause bleiben und zwei Meter Abstand zu unseren Mitmenschen halten. Dies sollen uns vor Ansteckung schützen und das Corona-Virus aufhalten.

Herdenimmunität

Dieser Begriff stammt eigentlich aus der Thematik der Impfungen. Menschen,  die aufgrund einer chronischen Erkrankung die eine oder andere Impfung nicht bekommen dürfen, sind dadurch geschützt, dass alle in ihrem Umfeld geimpft sind – hier wird der Begriff  Herdenimmunität verwendet.

Im Fall von Corona gilt ebenso: Wenn eine bestimmte Zahl von Menschen in der Bevölkerung gegen einen Krankheitserreger immun ist, kann sich der Erreger nicht weiter ausbreiten. Das nennt man Herdenimmunität. Dadurch sind dann auch jene Personen relativ gut vor der Erkrankung geschützt, die selbst nicht immun sind. Experten rechnen erst mit Herdenimmunität, wenn 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert waren

Robert-Koch-Institut

Das Robert Koch-Institut (RKI) ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Es befindet sich in Berlin.

Zur Zeit erfasst das Robert-Koch Institut kontinuierlich  die aktuelle Covid-19-Lage, bewertet alle Informationen, schätzt das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland ein und stellt Empfehlungen für die Fachöffentlichkeit zur Verfügung.

Johns-Hopkins-Universität

Die Johns-Hopkins Universität ist eine private Universität in Baltimore im US Staat Maryland, die sich als Spitzenuniversität in Forschung und Lehre einen Namen gemacht hat. Seit der Corona-Krise ist sie als häufig zitierter Datenlieferant berühmt. Auch die deutsche Tagesschau verwendet die Zahlen in der Berichterstattung.  Da die Quellen für die Zahlen unterschiedlich zu denen des Robert-Koch-Institutes sind, unterscheiden sich die Zahlen jeweils ein wenig, zeigen aber parallel den gleichen Trend.

Ausblick

Dies war mein erster Beitrag zum Thema Corona und Risikogruppe. Das Thema wird uns die nächsten Wochen noch viel beschäftigen. Gerade wir Gefährdeten müssen damit leben, noch lange Vorsicht walten zu lassen.

Ein Wort an dieser Stelle an alle, die nicht zur Risikogruppe gehören: Ich bin jedem von Euch dankbar, der sich an die Regeln hält. Ich verstehe sehr gut, dass es eine große Rücksichtnahme bedeute, dies zu tun. Aber jeder von Euch trägt auf diese Weise dazu bei, mich und andere zu schützen. Danke!

Zu guter Letzt:

Schreib mir doch in den Kommentaren, was möchtest Du zu diesem Thema noch wissen – was sind Deine Sorgen und drängenden Fragen? Was beschäftigt Dich am meisten, was beunruhigt Dich?

Ich wünsche Dir, dass Du  gesund bleibst!

4 Kommentare zu „Coronavirus und Risikogruppe“

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  3. Mein Mann ist muss ständig Kortison einnehmen, er ist 71 Jahre alt.
    Darf er wegen dem Kortison überhaupt gegen Covid-19 geimpft werden? Oder werde ich im Falle einer Nichtimpfung als Kontaktperson eher geimpft? Bin 60 Jahre alt!
    Sind total verunsichert , LG

    1. Liebe Susanne, vielen Dank für Deine Frage. Cortison unterdrückt das Immunsystem, ähnlich wie die Medikamente, die ich seit neun Jahren nehme. Es hängt ein wenig davon ab, welche Dosis Dein Mann täglich einnimmt. Alles, was ich zu dem Imfpstoff recherchiert habe, deutet für mich darauf hin, dass die Verträglichkeit für Menschen, die ein unterdrücktes Immunsystem haben, nicht unterschiedlich ist zu dem anderer, gesunder Menschen. Das Problem für uns könnte sein, dass die Wirksamkeit nicht ganz so gut ist, wie bei anderen. Die Nutzen-Risiko-Abschätzung, die ich gemacht, ist so, dass ich mich immer für die Impfung entschieden habe, d.h. ich werde mich auf jeden Fall impfen lassen, weil selbst eine geringe Wirkung mich etwas vor Infektion schützt. Außerdem gibt es Anzeichen, dass eine Impfung eine mögliche Corona-Infektion im Verlauf dann milder ist. Ich hoffe, ich kann Dir hiermit ein wenig helfen. Liebe Grüße

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