Ernährung nach Transplantation

Ernährung nach Stammzelltransplantation – Tipps einer Ernährungsberaterin für deinen Alltag

Wenn Patienten nach einer Stammzelltransplantation nach Hause entlassen werden, finden sie sich in einer völlig veränderten Situation wieder. Besonders in der ersten, kritischen Zeit nach der Therapie müssen sie nicht nur auf eine keimfreie Umgebung achten, sondern auch auf ihre Ernährung. Diese Ernährung nach einer Stammzellen Transplantation ist ein umfassendes Thema und viele Patienten sind in dieser Situation unsicher und haben viele Fragen. Aus diesem Grund habe ich Anne Cormann, eine Expertin für Ernährung, getroffen und habe ihr viele Fragen zur Ernährung nach einer Stammzelltransplantation gestellt.


Anne Cormann, Ernährungsexpertin

Anne Cormann ist Ernährungsberaterin – sie hat Ernährungswissenschaften in Deutschland und Irland studiert. Sie ist nicht nur freiberufliche Ernährungsberaterin, sondern hat auch viele Jahre Berufserfahrung im Gesundheitsamt und im Aachener Universitätsklinikum. Darüber hinaus absolvierte sie viele Weiterbildungen in Richtung Kommunikation und Kommunikationspsychologie.


Liebe Anne, ich freue mich, dass du hier bist und uns heute deineTipps zur Ernährung nach einer Stammzelltransplantation mitgeben wirst.

Einleitung

Bei der normalen Ernährung gibt es allgemeine Richtlinien, welche Lebensmittel wie Kohlehydrate, Milchprodukte, Fette oder auch Ballaststoffe wir regelmäßig essen und trinken sollen. Wie ist das für Patienten nach einer Stammzellentransplantation, die ja nach einem langen, anstrengenden Krankenhausaufenthalt nach Hause kommen? Welche allgemeinen Empfehlungen möchtest du als erstes für diese Situation geben?

Anne:

Diese Situation ist in der Tat so besonders, weil es sich hier um Menschen handelt, die in der Regeneration sind. Sie kommen aus dem Krankenhaus und haben Kraft und Energie verloren. Abgesehen von der psychischen Komponente benötigen sie wirklich in erster Linie Energie. Das ist für die Ernährungswissenschaft eine Gratwanderung, weil es eine Menge Dinge zu beachten gibt.

Generell gilt: Die Grundlagen der gesunden Ernährung gelten auch für diese Patientengruppe. Zusätzlich gibt es aber noch ein paar Extras, die man beachten muss und die werden wir dann gleich im Detail erarbeiten. Mir ist es wichtig zu betonen, dass die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung auch hier gelten mit Besonderheiten.

Bevor wir auf die generellen Ernährungsempfehlungen für die verschiedenen Lebensmittel Gruppen kommen, möchte ich zunächst das Thema Hygiene und Keime ansprechen – d.h. wichtige Hygieneregeln.

Vier wichtige Hygieneregeln für die Ernährung nach Stammzelltransplantation

Hygiene bei der Ernährung
Hygiene bei der Verarbeitung von Nahrungsmitteln ist wichtig

Diese sind uns allen bewusst und für einige Patienten eine Selbstverständlichkeit. Hier benenne ich sie noch einmal konkret:

  1. Händewaschen – Bitte bei jeder Lebensmittel Zubereitung! Bitte die Hände dabei nicht nur mal kurz drunter halten, sondern richtig waschen. In den Krankenhäusern gibt es ganze Fortbildungen für das Personal, um zu lernen, wie man sich richtig die Hände wäscht. Für unsere Patienten in diesem Interview ist dies besonders wichtig: Das richtige und gründliche Händewaschen.
  2. Obst und Gemüse sauber machen – Auch das ist nicht mit einfachen Abbrausen erledigt, sondern es ist nötig, eine Bürste oder ähnliches Werkzeug einzusetzen. Dies hilft, den Keimen, die überall im Gemüse drinstecken, wirkungsvoll zu begegnen.
  3. Hygiene bei Fleisch und Fisch – Auch bei diesen Lebensmitteln setzen sich gerne Keime fest. Deshalb bitte Fleisch und Fisch auf einem Plastik-Brettchen schneiden. Und jedes Mal dieses Brettchen anschließend gründlich säubern.
  4. Geflügel und Fisch bitte durchgaren!
    Patienten nach einer Stammzelltransplantation kommen niemals auf die Idee, rohes Fleisch zu verzehren. Aber das Fleisch, das wir essen, sollte wirklich sehr gut durchgegart sein.

Nach diesen vier Grund – Hygieneregeln können wir uns nun dem Kühlschrank zuwenden.

Hygiene im Kühlschrank

Kühlschranklagerung
Hygiene im Kühlschrank nach der Stammzelltransplantation

Eines muss uns bewusst sein: Im Kühlschrank haben wir immer Keime! Es geht gar nicht ohne. Deswegen meine aufrichtige Bitte, alle 2 bis 4 Wochen den Kühlschrank mit warmem Wasser und Spülmittel auszuwischen. Aber auch die Lagerhaltung im Kühlschrank sollte einer gewissen Hygiene unterliegen:

Lebensmittel bitte nicht zu dicht nebeneinander aufbewahren, damit die Kühlung stets ordentlich arbeiten kann.

Lebensmittel, die roh sind, sollten möglichst unten stehen, damit die Flüssigkeit, die eventuell austritt, nicht über andere Lebensmittel läuft.

Mein Tipp für die Aufbewahrung von Lebensmitteln im Kühlschrank: Bitte keine Plastikgefäße!

Mein Tipp für die Aufbewahrung von Lebensmitteln im Kühlschrank: Bitte verwendet Glasgefäße, zum Beispiel alte Marmeladengläser. Glas lässt sich sehr gut reinigen und kann in die Spülmaschine gestellt werden. Bitte keine Plastikgefäße verwenden, auch keine teuren Tupperwaren.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum

Das Thema Mindesthaltbarkeitsdatum (Mhd) ist ein wichtiges für diese Patienten. Ich möchte hier gerne mitgeben: Das Mhd ist immer zulässig und ist ein guter Richtwert. Die Sorge, dass Lebensmittel, die kurz vor diesem Datum sind, nicht zu verzehren, ist nicht nötig. Bitte aber dieses nicht ausreizen und zum Beispiel einen Joghurt essen, der längst über das Datum abgelaufen ist. Für einen gesunden Menschen ist das kein Problem. Aber für Patienten nach einer SZT gebe ich die Empfehlung, sich an dem Mindesthaltbarkeitsdatum zu orientieren – da macht man nichts falsch.

Annette:

Wie ist es mit angebrochenen Lebensmitteln – darf ich sie zum Weiterverzehr am nächsten Tag wieder in den Kühlschrank legen, und wenn ja, wie lange?

Anne:

Diese Lebensmittel sollten innerhalb von 2 bis 3 Tagen aufgebraucht werden. Wichtig ist die fachgerechte Kühlung – darauf sollten wir besonders im Sommer achten.

Wenn wir uns im Sommer morgens draußen auf der Terrasse treffen, bitte beispielsweise den Käse nicht während des gesamten Frühstücks draußen liegen lassen, sondern schnell wieder in den Kühlschrank legen. Dies gewährleistet uns eine durchgehende Kühlkette, was besonders für diese Patienten, über die wir sprechen, ein Riesenthema ist.

Wenn jemand frisch aus der Isolation im Krankenhaus entlassen worden ist, nach der Transplantation oder allgemein auch Patienten nach einer Operation, da würde ich streng sein. Tatsächlich empfehle ich in diesem Fall, nicht draußen zu frühstücken, sondern eher in gut klimatisierten Räumen zu bleiben und die Lebensmittel auch direkt nach einem Frühstück o.ä. schnell wieder in den Kühlschrank zu räumen.

Zusammengefasst empfehle ich also:

Das Mindest-Haltbarkeitsdatum ist immer eine gute Orientierung. Sind Lebensmittel angebrochen, sollten sie zügig innerhalb von 2 bis 3 Tagen aufgegessen werden.

Das waren also jetzt unsere Basics, die sehr wichtig sind für den täglichen Umgang mit den Lebensmitteln nach einer Stammzelltransplantation.

Welche Lebensmittel sind empfohlen nach einer Stammzelltransplantation?

Annette:

Dann kommen wir nun zu dem zweiten großen Thema, die konkreten einzelnen Lebensmittel, die ein Patient nach der Transplantation zu sich nehmen darf. Die Nahrung muss ja keimarm sein. Im Folgenden gehen wir alle Lebensmittel-Gruppen durch, und du kannst uns bestimmt viele Tipps geben, welche Lebensmittel überhaupt geeignet sind in dieser ersten Phase.

Ich möchte dir direkt eine konkrete Frage stellen, die mich selbst in dieser Zeit beschäftigt hat: Dürfen transplantierte Patienten Backwaren beim Bäcker aus der Auslage-Theke essen? Teilchen und Kuchen beispielsweise?

welche Ernährung nach Stammzelltransplantation
Ist Brot und Kuchen aus der Bäckertheke geeignet?

Anne:

Das ist eine wichtige Frage für den Alltag dieser Patienten.

Meine Empfehlung ist, aus der Auslage beim Bäcker nicht unbedingt Obstteilchen – das sind die, die wir hier in Aachen als Plunder bezeichnen – zu nehmen. Das Obst auf diesen Teilchen ist nämlich gefährdet dafür, dass sich Keime ansiedeln, und wenn die Theke nicht gut gekühlt ist, passiert das relativ rasch.

In den ersten Tagen direkt nach dem Krankenhausaufenthalt sollte man sich hier besser zurückhalten. Nach einer Zeit von 3 4 Wochen kann man dann schon wieder frische Sachen aus der Bäckertheke kaufen, denn der Hygiene-Standard in Deutschland ist sehr, sehr hoch. Wenn es draußen warm ist, bitte diese Teilchen gut anschauen. Unser Auge sieht in der Regel selbst, was frisch ist und was nicht.

Mein Tipp für Teilchen und Kuchen: Vorsichtig sein mit Obst-Gebäck aus der Bäckertheke, aber Brot und anderes frisches Gebäck ist kein Problem.

Gemüse und Obst nach der Stammzelltransplantation

Annette:

Kommen wir zu Gemüse und Obst. Keimarm heißt ja eigentlich gegart oder gekocht. Gilt das auch für alles Gemüse? Oder darf ich als Patient nach der Transplantation auch rohes Gemüse essen?

Anne:

Für rohes Gemüse gilt einfach: Schälen! Ich empfehle, Gurken, Kohlrabi und Möhren großzügig zu schälen. Ein guter Sparschäler reicht in diesem Fall. Wenn wir davon ausgehen, dass zuvor die Kühlkette eingehalten worden ist, dann ist rohes, geschältes Gemüse unproblematisch. Für den Brokkoli empfehle ich, nur die Röschen zu verwenden und diese gut zu waschen.

Kommen wir zu dem Salat, den es ja mittlerweile auch in Tüten fertig zu kaufen gibt. Die Stiftung Warentest hat hierzu verschiedene Untersuchungen vorgelegt, wie die Keimbelastung bei diesen Produkten ist. Das Ergebnis ist sehr unterschiedlich, und das liegt daran, wie lange die Produkte in der Auslage gelegen haben.

Meine Empfehlung ist, lieber normalen Salat zu kaufen. Diesen zuhause gut säubern und waschen, indem man ihn gut mit einer Salatschleuder durcharbeitet. Ein solcher Salat ist in den ersten zwei Wochen nach dem Krankenhaus bestimmt noch keine gute Idee, aber nach 4 Wochen sicher schon möglich. Den Salat aus den Tüten würde ich den Patienten nicht empfehlen.

Noch ein Tipp zum Gemüse:

Der Körper ist nach der Transplantation sehr geschwächt und daher empfehle ich leicht verdauliche Produkte. Solche sind zum Beispiel Brokkoli oder Möhren, gestampft mit Kartoffeln. Eine solche Mahlzeit ist gute Nahrung in leicht verdaulicher Form, die dem Körper guttut.

Milch und Milchprodukte

Milch als Ernährung nach Stammzelltransplantation
Milchprodukte sind wichtige Eiweißlieferanten

Annette:

 Kommen wir zu Milchprodukten. Wir zuhause essen zum Frühstück immer Müsli mit normaler Kuhmilch.

Anne:

Bei der hauptsächlich angebotenen Milch sprechen wir von pasteurisierter und homogenisierter Milch, die erhitzt ist, damit alle Keime abgetötet werden. Die Alternative ist die Ultrahoch-erhitzte Milch, diese wird mit einem Dampfstrahler haltbar gemacht.

Dann gibt es noch die sogenannte Vorzugsmilch, die man in Reformhäusern oder vom Bauernhof direkt bekommt. Diese Milch ist für die Patienten, über die wir hier sprechen, ein „No-go“.

Die pasteurisierte oder auch die ultrahoch erhitzte Mich geht eigentlich immer, weil sie hygienisch wirklich einwandfrei ist. Die Keim-Belastung unserer Milch wird schon bei der Lieferung vom Bauern überprüft, was bedeutet, dass die Milchbauern in unserem Land hygienisch sehr kontrolliert arbeiten.

Für die ersten Tage direkt nach der Krankenhaus-Entlassung würde ich die Ultrahoch erhitzte Milch empfehlen (H-Milch). Die ist heutzutage geschmacklich in Ordnung, und die Patienten fühlen sich hier bestimmt sicherer. Irgendwann nach ein paar Wochen kann man dann auf die pasteurisierte (normale) Milch umstellen.

In diesem Zusammenhang fällt mir die Sahne und auch Sahnekuchen ein. Bitte diesen aus der Bäcker-Auslage nicht essen! Die Sahne, die wir zuhause selbst zubereiten, stellt kein Problem dar. Diese ist homogenisiert in dem Moment, wo sie gut durchgeschlagen wird.

Das gleiche, was wir hier gesagt haben, gilt auch für Joghurt und andere Milchprodukte, die wir im Kühlregal finden. Für den Käse möchte ich ähnliches empfehlen, wie für die Bäckertheke. Ich würde streng auf Hygiene achten und mir von der Bedienung stets frische Scheiben neu abschneiden lassen.

Eier – gesund durch Eiweiß und Fett

Eier als Nahrungsmittel
Eier sind gesund für Patienten nach einer Stammzelltransplantation

Annette:

Vielen Dank, das ist sehr einleuchtend für uns. Muss man bei Eiern etwas beachten, zum Beispiel wenn wir sie direkt beim Bauernhof kaufen können?

Anne:

Eier sind hochwertige Lebensmittel, reich an Protein und Fett, Mineralstoffen und den Vitaminen A, K, B2 und Folsäure. Bei den Eiern müssen wir das Thema Salmonellen anschneiden. Das ist in Deutschland seit vielen Jahren durch unsere Gesetzgebung sehr gut geregelt: Es gibt verschiedene Güte- und Gewichtsklassen, die auf der Packung zusammen mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum vermerkt sein müssen. Zusätzlich der Vermerk, dass Eier nach dem Kauf im Kühlschrank gelagert werden sollen.

Leider ist es immer noch so, dass wir in Privathaushalten Probleme mit Salmonellen durch den unsachgemäßen Umgang mit Eiern bekommen können. Denn diese Keime sitzen auf der Schale der Eier. Wenn wir also Eier zubereiten, und sie in der Hand aufschlagen, sollten wir uns unbedingt anschließend die Hände waschen, möglichst mit warmem Wasser. So vermeiden wir, dass sich diese Keime in weitere Speisen setzen.

Vielen von unseren Patienten ist bestimmt bewusst, dass rohe Eier ein Problem sind. Rohe Eier oder aus ihnen hergestellte Speisen wie Mayonnaise oder Tiramisu, sind allgemein häufig die Quelle von Salmonelleninfektionen und somit keine Option für Patienten nach einer SZT.

Ei – hier fällt uns das Stichwort Eiweiß ein, das bedeutet Energie, Aufbau und Kraft. Das Ei ist ein sehr gutes, natürliches Lebensmittel.

Zur Zubereitung von Eiern ein Tipp:

Rührei wird übrigens besser vertragen als das normal gekochte Ei. Man kann aber auch Spiegeleier oder auch mal ein pochiertes Ei als Mahlzeit zubereiten.

Fisch und Fleisch

Annette:

Beim Thema Eiweiß kommen wir nun zum Fleisch und zum Fisch. Schon im Krankenhaus wird den Patienten gesagt, dass man dieses durchgaren muss. Kannst du uns Empfehlungen geben, welches Fleisch die Patienten wählen sollen?

Anne:

Für das Fleisch gibt es die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Diese lautet 300 – 600 g Fleisch pro Woche. Das ist tatsächlich nicht viel. Umgerechnet pro Tag ist das etwas weniger als 40 bis 80 Gramm (inclusive Aufschnitt). Deswegen möchte ich hier eine Lanze brechen für hochwertiges Fleisch oder Fisch. Das bedeutet reines Muskelfleisch, also Hühnerbrust zum Beispiel, oder ein Rückensteak vom Schwein. Die Wurst würde ich eher außen vorlassen.

Ein kurzer Schlenker in diesem Zusammenhang zum Thema Nachhaltigkeit: Die Empfehlung zu der Fleischmenge, die wir verzehren sollen, wurde von einer internationalen Forschungsgruppe bestätigt. Die Gruppe mit dem Namen „Planetary Health Diet“ hat die Frage nach gesunder Ernährung in Verbindung mit Nachhaltigkeit für unseren Planeten untersucht. Das Ergebnis war eine Menge von 300 – 600 g Fleisch pro Person und Woche, die also wirklich völlig ausreichend für uns Menschen ist und gleichzeitig schonend genug für unseren Planeten.

300 – 600 g Fleisch sind völlig ausreichend für eine gesunde Ernährung und gleichzeitig schonend für unseren Planeten.

Eiweiß-Lieferant: Hülsenfrüchte

Hülsenfrüchte für Patienten nach Stammzelltransplantation
Hülsenfrüchte sind eine vielfältige Alternative zu Fleisch

Um den eigenen Fleischbedarf zu reduzieren, empfehle ich, den Verzehr von Hülsenfrüchten zu erhöhen. Diese fallen gerne bei der Ernährung von kranken Menschen unter den Tisch, weil man glaubt, dass sie schwer verdaulich und nicht gesund sind. Tatsache ist aber, dass Hülsenfrüchte nicht unbedingt schwer im Magen liegen und Blähungen verursachen.

Nach einer Stammzelltransplantation ist das eigene Immunsystem erst einmal zerstört. Alles, was wir in dieser Situation essen, ist Futter für unsere Bakterien, die uns ja noch fehlen. Ein Vergleich: Normalerweise haben wir 1,5 kg Bakterien in unserem Darm. Diese sind in der Regel vielfältig, was gut für uns ist. Um dorthin zu kommen, ist es wichtig, dass frisch entlassene Patienten sich langsam wieder an eine normale Ernährung herantasten. Dabei kann es helfen, die Tür für gute Keime aufzumachen und zum Beispiel Hülsenfrüchte zu essen. Diese sind nämlich mit Mikrobiota (Mikroorganismen) versorgt und mach das Mikrobiom im Darm dann vielfältig. Grund hierfür ist unsere Darm-Schleimhaut, die von den Ballaststoffen lebt, die in diesen Hülsenfrüchten enthalten sind. Die Darmflora nimmt so viele Nährstoffe auf, um Energie für unseren Körper herzustellen.

Annette:

Was sind denn gute Beispiele für Hülsenfrüchte, die wir zu uns nehmen sollen?

Anne:

Da sind zum Beispiel rote Linsen, die man gut als Topping auf einem Salat verwenden kann. Oder Kichererbsen, die ja die Basis für ein leckeres Humus ist, welches ganz einfach selbst zu machen ist. Ein großartiges einfaches Rezept für den Abend ist beispielsweise Humus als Brotaufstrich, und dort dann ein paar Zucchini Raspel obendrauf.

Weitere Hülsenfrüchte sind Beluga Linsen, sehr lecker mit Süßkartoffeln, Kidney Bohnen, Erbsen – diese gerne auch tiefgefroren.

Mein Vorschlag für den gesamten Speiseplan lautet:

Immer mal wieder Hülsenfrüchte, weil sie unser Mikrobiom beleben und weil sie Eiweiß enthalten, das unser Immunsystem stärkt.

Zusammengefasst ist der Einsatz von Hülsenfrüchten eine große Chance für die Patienten nach einer SZT, ihr Immunsystem wieder gut aufzubauen.

Hier endet der erste Teil unseres Interviews. Anne hat uns die Empfehlungen zu den Basisregeln der Hygiene zusammengefasst, und gleichzeitig hat sie uns viele Tipps für die verschiedenen Lebensmittelgruppen gegeben. Im nächsten Teil des Interviews habe ich Anne zu den Extras in unserer Ernährung befragt, zu Getränken, und zu den besonderen Problemen der Patienten nach einer Stammzelltransplantation wie Untergewicht und Appetitlosigkeit. Diesen zweiten Teil kannst du in einem Blogartikel in zwei Monaten lesen, hier auf diesem Blog!

[Bilder von Pixabay.com]

6 Kommentare zu „Ernährung nach Stammzelltransplantation – Tipps einer Ernährungsberaterin für deinen Alltag“

  1. Pingback: Die kritische Zeit nach einer Knochenmarktransplantation - was musst du beachten?

  2. Ich habe nach der Stammzellentransplantation frische Brötchen vom Bäcker und leckeres Bäckerbrot vor dem Essen in den Backofen belegt. Diesen auf 160 Grad gestellt. Wenn das Licht zum Heizen ausging, nach ca 5 Minuten, waren die Brötchen desinfiziert, warm und sehr lecker.

    1. Liebe Beate, was für eine tolle Idee! Danke für diesen Tipp, den kann man nur direkt so weitergeben! Herzliche Grüße, Annette

  3. Hallo Annette, es war schwierig herauszufinden, was ISO-Kost bedeutet. Mein Mann isst auch jetzt – 9 Monate nach seiner SZT immer noch keinen Salat, Salatgurke nur geschält, keinen Camembert, keinen Blätterteig, keinen Zimt, auch keinen Pfeffer, nur mitgekocht. Auch kein Leitungswasser, sondern Mineralwasser. Keinen Döner oder Pizza zum Mitnehmen. Der Hinweis mit der Sahne, dass sie durchs Aufschlagen pasteurisiert wird, war mit neu und wir werden es testen. Vielen Dank für deine News, Silvia

    1. Liebe Silvia, ja, die Einschränkungen sind im ersten Jahr groß. Ich fand es schwierig, stets überlegen zu müssen, ob ich alles essen darf, besonders, wenn wir unterwegs waren. Danke für deinen Kommentar, und alles, alles Gute für deinen Mann! herzliche Grüße, Annette

    2. Hallo Silvia, das Aufschlagen von Sahne ersetzt nicht die Pasteurisierung. Aber flüssige Schlagsahne aus dem Supermarkt ist meist pasteurisiert u. daher unbedenklich, wenn sie frisch verwendet wird. Viele Grüße, Monika

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