Als ich die Diagnose Blutkrebs erhielt, hatte ich auf einmal zwei Schreck-Gespenster vor Augen: Eine gefährliche Erkrankung und eine gefährliche Therapie. Das Wort „Stammzelltransplantation“ oder „Knochenmarktransplantation“ flößte mir schon am ersten Tag großen Respekt ein, obwohl ich gar nicht genau wusste, was da auf mich zukam.
In diesem Artikel möchte ich den Ablauf der Stammzelltransplantation genau erklären, damit diese Therapie, bei der die erkrankten Blutzellen durch gesunde Stammzellen ausgetauscht werden, ihren Schrecken verliert. Auch wenn du nicht Patient/in bist, sondern Knochenmarkspender, ist dir vielleicht nicht klar, wie diese Therapie abläuft. Ich möchte dabei nicht nur den Ablauf, den ich aus eigener Erfahrung kenne, schildern, sondern dir auch Fakten und praktische Informationen für deine eventuell eigene Transplantation mit auf den Weg geben.
Stammzelltransplantation – wie geht das?
Inhaltsverzeichnis
Die Stammzelltransplantation (SZT) oder oft auch Knochenmarktransplantation genannt, ist die Behandlungsmethode der Wahl für Patienten mit Leukämie oder anderen Blutkrebserkrankungen. Hierbei werden gesunde Stamm- Zellen übertragen, aus denen sich alle anderen Zellen der Blutbildung und des Immunsystems beim Patienten wieder lebenslang entwickeln können.
Woher kommen die Stammzellen? /Wo kommen sie vor?
Blutstammzellen sind die „Mutterzellen“ aller Blutzellen. Aus ihnen entwickeln sich im Knochenmark die roten und weißen Blutkörperchen (Erythrozyten, Leukozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten). Die notwendigen Stammzellen finden sich beim Menschen sowohl im fließenden Blut, als auch im Knochenmark.
Als Knochenmark bezeichnet man das im Zentrum der großen Knochen befindliche, spezialisierte Binde- und Stammzellgewebe, das u.a. der Bildung von Blutzellen dient.
Das klingt alles recht wissenschaftlich, aber wusstest du beispielsweise, dass das Knochenmark wie normales fließendes Blut flüssig ist? Es ähnelt diesem auch in seinen Bestandteilen. Es hat lediglich einen höheren Anteil an weißen Blutzellen (Leukozyten) und deren Vorläuferzellen, zu denen auch die wertvollen Stammzellen gehören. Man findet dieses blutbildende Knochenmark bei Erwachsenen am besten in den Enden von Oberarm- und Oberschenkelknochen.
Nun kommen wir zu der Erklärung, warum es den Begriff Stammzelltransplantation oder Knochenmarktransplantation gibt.
Wie gewinnt man die Stammzellen?
Nachdem meine eigene Spendersuche begonnen hatte, wurden zuerst meine beiden Brüder typisiert. Dies wurde direkt in meiner behandelnden Klinik durchgeführt und bis das Ergebnis der Typisierung feststand, vergingen 2 Wochen. Ich hatte Riesenglück, denn mein älterer Bruder passte zu 100 %. Ich hatte einen Knochenmarkspender!
Doch wie wurden mir nun sein Knochenmark zur Verfügung gestellt?
Früher konnte man die Stammzellen nur aus dem Knochenmark des Beckenknochens gewinnen. Dabei wurde dem Spender unter Vollnarkose ein ganzer Liter Knochenmark-Blut-Gemisch mit einer langen Nadel aus der Hüfte herausgezogen. Dieser Vorgang war nur mit einem zweitägigen Krankenhaus-Aufenthalt des Spenders möglich.
Inzwischen hat sich das Verfahren für den Spender vereinfacht – das war auch bei meinem Bruder der Fall: Er unterzog sich einer einfachen Vorbehandlung mit einem körpereigenen hormonähnlichen Stoff (ein Hormon mit Namen G-CSF) in Form von Spritzen, die die Produktion der Stammzellen anregen. Nach diesen Spritzen fanden sich so viele Stammzellen im Blut, dass diese aus dem fließenden Blut gesammelt werden konnten. Mein Bruder war also im engeren Sinne kein „Knochenmarkspender“, sondern mein „Stammzellspender“.
Statistik: Wieviele Stammzelltransplantationen werden überhaupt in Deutschland durchgeführt?
Vor meiner Stammzelltransplantation habe ich mich selbst intensiv über diese Therapie informiert. Ich wollte einfach wissen, wie oft sie in den deutschen Kliniken durchgeführt wird, und wie die Erfahrungen und Ergebnisse gewesen sind. So fand ich, dass in den vergangenen Jahren die Transplantationszahlen weltweit sehr stark angestiegen sind. In der Abbildung ist der Anstieg seit 1998 sehr gut erkennbar. So wurden im Jahr 1998 noch 1.100 Transplantationen durchgeführt, in 2012 belief sich die Zahl auf fast 2.900 und heutzutage spricht man von ungefähr 3.000 Stammzelltransplantationen pro Jahr. Diese Zahl beinhaltet sowohl verwandte, als auch fremde Spender.
Zur Zeit werden pro Jahr ca. 3.000 Stammzelltransplantationen in Deutschland durchgeführt
Mir war durch meine Recherche und auch durch meine Gespräche mit meinem Arzt bewusst, dass es sich bei der Stammzelltransplantation um ein sehr komplexes und gleichzeitig leider auch risikoreiches Therapieverfahren der modernen Medizin handelt. Ich lernte aber auch, dass sich das Verfahren in den letzten Jahren sehr weiterentwickelt hat. Langzeitstudien zeigen, dass in den letzten 20 Jahren die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einer allogenen Stammzelltransplantation drastisch gestiegen ist (bis auf 85%). Gleichzeitig ging die Zahl der tödlichen Komplikationen, die nicht mit der Krebserkrankung zusammenhing, stark zurück (von 41 auf 26 %).
Ich begriff schnell, dass die zunehmend verbesserte Nachsorge und die umfangreichen Erfahrungen mit dieser Therapie ein großer Hoffnungsschimmer für mich und andere Patienten ist.
Der Ablauf der Stammzelltransplantation
Wie läuft eine Stammzelltransplantation genau ab?
Im Folgenden gehe ich auf die einzelnen Schritte der Transplantation ein. Insgesamt muss man eine Zeit von 6-10 Wochen für die Therapie (ohne die gesamte Nachsorge-Zeit) rechnen.
Vorbereitung und Information vor der Transplantation
Zur Vorbereitung der stationären Aufnahme müssen bei jedem Patienten, so auch bei mir, diverse Voruntersuchungen gemacht werden. Diese sollten andere Erkrankungen und Risikofaktoren ausschließen. Die Untersuchungen wurden zum Teil bereits in der Onkologischen Ambulanz durchgeführt, ich habe aber auch andere Ärzte, wie z.B. meinen Zahnarzt im Vorfeld aufgesucht.
Was wird untersucht?
- Blutuntersuchung (Feststellung Nieren- und Leberfunktion, vorangegangene Virusinfektionen, andere Auffälligkeiten)
- EKG
- Ultraschalluntersuchung des Herzens
- Lungenfunktionsprüfung
- zahnärztliche Untersuchung
- Hals-Nasen-Ohren Arzt, ausführliche Untersuchung, um akute und chronische Entzündungen auszuschließen
- gynäkologische Untersuchung
- evtl. augenärztliche Untersuchung
Alle diese Untersuchungen sind wichtig und benötigen ihre Zeit.
Ich erinnere mich, dass ich zitternd auf das Ergebnis meines Zahnarztes wartete, ob er grünes Licht für die Transplantation gab. Jeder kleinste Infektionsherd hätte den Termin um Wochen verschoben. Wie merkwürdig, dass ich in dieser Zeit darum gebangt habe, endlich in die Transplantation zu dürfen. Hoffentlich ging es endlich bald los – so dachte ich, wohlwissend, dass mit dem Beginn der Therapie ein ziemlicher Leidensweg starten würde.
Als alle vorbereitenden Untersuchungen abgeschlossen waren und keine Auffälligkeiten zeigten, wurde ich stationär aufgenommen. Ich kann mich noch gut an den 1. August 2011 erinnern, als ich mein Krankheitszimmer bezogen habe. Hier sollte ich nun die nächsten 6 Wochen verbringen. Zum Glück war ich vorbereitet worden und hatte mir einige persönliche Dinge, wie Bilder für die Wand mitgenommen.
Knochenmarkpunktion
Als erstes wird in der Klinik zu diesem Zeitpunkt noch eine Knochenmarkpunktion durchgeführt, um den aktuellen Krankheitsstatus und später den Verlauf und den Erfolg der Transplantation festzustellen. Diese Punktion kennst Du als Patient wahrscheinlich: Hierbei werden mit einer speziellen Punktionsnadel aus dem Beckenknochen Knochenmark entnommen. Leider, muss man sagen, ist diese Entnahme mit starken, stechenden Schmerzen für einen kurzen Moment verbunden.
Das ärztliche Informationsgespräch
Das ärztliche Vorgespräch vor der Transplantation war dann sehr wichtig für mich. Ich bekam die Chancen und Risiken der Transplantation genau erläutert. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich einen ausführlichen Aufklärungsbogen bekam, den ich im Wartezimmer genau durchgelesen habe, und dabei alle (wirklich alle!) Risiken kennenlernte. Dieser Moment war nicht so schön – aber aus meiner Zeit in der Pharmazeutischen Industrie kannte ich die Aussagen zu Risiken von Beipackzettel von Medikamenten. Mir war bewusst, dass aus gesetzlichen Gründen alle Risiken, auch die eher unwahrscheinlichen, aufgeführt sein müssen. Anschließend hatte ich Gelegenheit, meinem Arzt zu Fakten, die mich beunruhigten, Fragen zu stellen. Das fand ich sehr wichtig und meine Ärzte achteten darauf, dass nichts unerklärt blieb.
Die stationäre Zeit während der Stammzelltransplantation
Der ZVK – ein Katheter, der in den Hals gelegt wird
Nach der stationären Aufnahme wurde mir dann der Zentrale Venenkatheter gelegt.
Der ZVK – was ist das? Ein zentralvenöser Katheter (ZVK) ist ein Schlauch, meist mit mehreren sichtbaren Enden (auf dem Bild links sind es zwei), der in ein größeres Blutgefäß gelegt wird und vor dem Eingang zum rechten Teil des Herzens endet. Die Grafik rechts zeigt, wie der Schlauch in das Herz eingeführt ist. Der Katheter wird gelegt, um alle Medikamente zu verabreichen, die vor der Stammzelltransplantation gleichzeitig benötigt werden. Dies wäre über die kleinen Armvenen nicht möglich, weil diese durch die kontinuierliche Verabreichung dauerhaft gereizt würden und somit zu ernsthaften Problemen führen könnten.
Ja, der ZVK wurde bei mir in die Halsvene gelegt, die oberflächig unter der Haut liegt. Ich kann aus eigener Erfahrung versichern, dass ich den ZVK nicht gespürt habe, nachdem er einmal gelegt war. Und, entgegen den Befürchtungen, die man als Patient mit einem baumelnden Katheter am Hals hat, konnte ich mich äußerst gut damit bewegen. Die Pfleger haben mich beruhigt, dass es so gut wie nie vorkommt, dass man sich nachts den Katheter aus der Vene reißt. So war es dann auch bei mir.
Die Konditionierung oder Hochdosis-Chemotherapie
Die Konditionierung ist eigentlich nur eine andere Bezeichnung für die Chemotherapie, die direkt vor der Stammzelltransplantation durchgeführt wird. Meist liegt die Dauer zwischen 5 und 12 Tagen. Sie hat zum Ziel, die eigene Blutbildung auszuschalten und die bösartigen Zellen zu vernichten. Leider werden, wie bei fast allen Chemotherapien, auch die „guten“ Blutzellen zerstört. Somit wird das eigene Immunsystem funktionsunfähig gemacht, damit die neuen Stammzellen besser anwachsen können. Die Chemotherapie besteht aus verschiedenen Medikamenten, die über die Vene als Infusion verabreicht werden.
Ich habe meine Chemotherapie relativ gut vertragen. In den ersten drei Tagen war ich noch richtig fit, habe gelesen, geschrieben und bin viel über den Flur der Klinik gelaufen. Erst danach wurde ich schwach und habe die meiste Zeit des Tages verschlafen.
Die Transplantation = Tag 0
Nach der Konditionierung kam der wichtigste Tag der gesamten Therapie – tatsächlich war es auch der unspektakulärste. Ich habe viel über diesen, meinen „zweiten Geburtstag“ nachgedacht: In meinen Körper flossen meine neuen, lebensrettenden Zellen, das ganze fand aber durch eine ganz normale Infusion über ein bis zwei Stunden statt.
Da es in einigen seltenen Fällen zu allergischen Reaktionen gegen das Transplantat während der Transplantation kommt, kann man als Patient sich auch eine leichte Sedierung verabreichen lassen und die Transplantation somit verschlafen. Ich habe damals diese Möglichkeit gewählt, weil ich Angst vor Komplikationen hatte, und diese nicht bewusst miterleben wollte. So verschlief ich meine neue Geburtsstunde und wurde erst wach, als der Infusionsbeutel leer war.
Aplasie Phase (Isolation)
Von Tag 0 bis Tag +21
Die Blutstammzellen suchen sich in den nächsten Tagen ihren Weg in das Knochenmark des Patienten. Hier siedeln sie sich an, beginnen zu wachsen und neue funktionstüchtige Blutzellen zu bilden. Bis das erfolgt ist, besitzt man als Patient kein funktionierendes Immunsystem. Deshalb ist diese aplastische Phase die riskanteste Zeit einer jeden Stammzelltransplantation.
Die erhöhte Infektionsgefahr wird auf der KMT Station der Uniklinik Düsseldorf, auf der ich lag, durch Vorsichtsmaßnahmen wie Luftfiltration und keimfreie Ernährung eingedämmt. Außerdem bekam ich eine ganze Menge Medikamente gegen Bakterien, Pilze und Viren verabreicht. In Düsseldorf ist Besuch während der gesamten Stammzelltransplantation nach Absprache mit den Ärzten erlaubt. Dies ist nicht in allen Krankenhäusern der Fall. Ich habe damals mit meinem Mann vereinbart, dass er als einzige Person mich jeden Tag besuchen konnte. So haben wir das Risiko für Infektionen für mich gering gehalten. Ganz ohne Besuch hätte ich diese lange Zeit in meinem kleinen Isolierzimmer nicht ausgehalten….
Ich habe mich nach Beginn der Aplasie-Phase von einem auf den anderen Tag wie auf einem Raumschiff gefühlt: Meine Ärzte und Pfleger nur noch in grünen Kitteln, vermummt und verhüllt. Es sah alles aus wie in meiner früheren Lieblings-Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“. Heute, in Zeiten von Corona, haben wir uns alle an diesen Anblick gewöhnen müssen. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass ich mich in den letzten Monaten des Jahres 2020 oft an meine Aplasie-Phase erinnert habe.
Wann wachsen die neuen Zellen an?
Natürlich machte ich mir Sorgen, dass die Zellen meines Bruders nicht richtig anwachsen. Diese Gefahr ist nicht auszuschließen, kommt aber sehr selten vor. In den allermeisten Fällen sind die neuen Stammzellen nach circa 12 bis 14 Tagen im Blutbild sichtbar – so war es auch bei mir. Es war der schönste Moment in der gesamten Therapie, als meine strahlende Stationsärztin mir an Tag 12 den Bogen mit den Blutwerten überreichte, und mir die Leukozytenzahl zeigte. Sie war innerhalb einer Nacht von 0 auf über 300 pro µl angewachsen.
Dies war der Tag, an dem es aufwärts ging. Ich musste weiterhin aufpassen, mir keine Keime einzufangen, doch ganz ganz allmählich wurde ich kräftiger und konnte bald sogar wieder für kleine Spaziergänge auf dem Flur mein Isolationszimmer verlassen.
Die Entlassung
Endlich – es geht nach Hause!
Für eine Entlassung ist es wichtig, dass das Immunsystem sich etwas stabilisiert hat. Bei mir war das nach insgesamt 5 Wochen Aufenthalt auf der KMT Station der Fall. Ich fühlte mich noch recht schwach, aber ich hoffte, dass ich mich zuhause schneller erholen würde.
Das schönste für mich, wie für alle Patienten war, dass mit der Entlassung die Zeit der Krankenhausisolation vorbei ist. Die Psyche spielt eine große Rolle beim Gesundwerden. Das Gefühl, wieder in der vertrauten Umgebung und bei der Familie zu sein, bewirkt Wunder für Körper und Psyche.
Die Nachsorge
Die Nachsorge nach einer Stammzelltransplantation ist nicht zu vergleichen mit der routinemäßigen Nachsorge einer Krebserkrankung. Sie findet meist in einem multidisziplinären Team statt, oder aber durch den behandelnden Onkologen in Kooperation mit anderen Fachärzten (Orthopäden, Augenärzten, Dermatologen etc.). Die regelmäßige Nachsorge hat die Funktion, Rückfälle der Grunderkrankung früh zu erkennen, sowie Komplikationen vorzubeugen.
Ich war selbst erstaunt, wie engmaschig und umfangreich ich über mehrere Jahre hinweg in spezialisierter, ärztlicher Betreuung geblieben bin. Ich habe dafür jedesmal die lange Wegstrecke von Aachen nach Düsseldorf in Kauf genommen – in der Uniklinik kannte ich die Ärzte, die Schwestern und hatte das größtmögliche Vertrauen, dass mir jederzeit schnell und unbürokratisch geholfen wird. So war es auch in den ganzen zehn Jahren der Fall.
Zusammenfassung: Wie habe ich die Stammzelltransplantation in Erinnerung?
Ich habe die Zeit der Transplantation als eine besondere Erfahrung, eine Grenzerfahrung in meinem Leben erlebt. Durch die gute Vorbereitung durch meinen Arzt und meine Psychoonkologin ging ich gestärkt und erwartungsvoll in die Klinik. Auf der Station habe ich mich sehr gut versorgt gefühlt, dazu beigetragen haben ein Einzelzimmer, das mir die ganze Zeit zur Verfügung stand, und die intensive, ich würde fast sagen, liebevolle Betreuung der Schwestern und Pfleger.
Die Chemotherapie, die der Transplantation vorausging, war das heftigste, was ich je an Medikamenten bekommen habe. Schlimm für mich war die körperliche Schwäche, die ich in der Zeit der Konditionierung erlebte. Aber ich bekam jeden Tag Besuch von meinem Mann, während meine Kinder bei den Großeltern und bei meiner Schwägerin versorgt waren. So konnte ich mich ganz auf die Therapie und meine Genesung konzentrieren.
Ich habe die Stammzellen von meinem älteren Bruder bekommen. Dadurch fühle ich mich heute noch besonders mit ihm verbunden. Wir feiern nach wie vor, zumindest in Gedanken, meinen zweiten Geburtstag, den 12. August.
Fazit
Die Stammzelltransplantation war vor einigen Jahren noch mit einem viel höheren Risiko für uns Patienten verbunden als heute. MIttlerweile wird sie fast routinemäßig in spezialisierten Kliniken durchgeführt.
Die Verfügbarkeit von vielen ausgefeilten, gut untersuchten Medikamenten gegen Bakterien und Pilze hat dazu geführt, dass viel mehr Patienten diese komplexe Therapie überleben. Für mich ist es immer noch ein kleines Wunder, dass innerhalb von wenigen Wochen mein komplettes Immunsystem durch Zellen eines anderen Menschen ersetzt wurden. Ich bin nicht nur meinen Ärzten dankbar, sondern auch denen, die sich vor circa 20 Jahren mit dieser Therapie auseinandergesetzt haben und es gewagt haben, die erste Stammzelltransplantation an einem Patienten durchzuführen. Sie waren sehr mutig, intelligent und verantwortungsbewusst, und haben den Grundstein dafür gelegt, dass ich heute noch da bin.
Ich danke auch Dir dafür, dass Du bis hierhin gelesen hast. Du hast ein besseres Verständnis dafür bekommen, was für Schritte für eine Stammzelltransplantation vorgenommen werden müssen, und was für ein gravierender Eingriff es für den Patienten ist.
Wenn Du selbst Patient nach Stammzelltransplantation bist: Was war für Dich der wichtigste Moment in der ganzen Zeit? Schreibe mir doch in den Kommentaren, was Dich am meisten beschäftigt hat, und vielleicht so wie bei mir, für lange Zeit?
Ich habe deinen sehr ausführlichen Artikel leider nicht bis zu Ende lesen können, da es mich an meine letztes Jahr erlebte Brustkrebserkrankung erinnert hat
Liebe Maria, das tut mir so leid!
Ich habe bei dem Artikel natürlich besonders an Patienten in Vorbereitung eine Therapie gedacht. Aber es ist gut, dass Du das hier geschrieben hast, das merke ich mir für weitere Artikel, dass die evtl. auch negative Erinnerungen bei meinen Lesern hervorrufen können. Alles Gute für Dich!
Liebe Annette,
was für einen wichtigen Artikel hast Du hier geschrieben.
Ich wurde an den Sohn meiner besten Freundin erinnert, der seine Stammzellentransplantation leider vor 9 Jahren nicht überlebt hat. Damals war man wohl noch nicht so weit. Er hatte allerdings einen Fremdspender aus den USA dessen Zellen doch nicht passten und ist an den Abstoßungserscheinung gestorben.
Bis heute ist meine Freundin, obwohl wir beide medizinische Kenntnisse haben, nicht über den Verlust des Sohnes hinweggekommen und steckt in ihrer Depression fest. Doch das ist eine Angelegenheit Hilfe anzunehmen.
Wie schön, dass Du alles so gut überstanden hast und heute glücklich Deinen zusätzlichen Geburtstag feiern kannst.
Liebe Grüße
Margaretha
Liebe Margaretha, vielen Dank für Dein Feedback.
Das mit dem Sohn Deiner Freundin tut mir sehr leid. Es zeigt, wie fragil die ganze Therapie immer noch ist.
Die Abstoßungsreaktion ist eine sehr häufige Komplikation, bis zu 40 % der Patienten erleben sie. Auch Guido Westerwelle ist letzten Endes daran gestorben. Es gibt seit kurzem einige gute Medikamente dagegen. Liebe Grüße, Annette
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Hallo, danke für den informativen Beitrag zum Thema Stammzellentransplantation. Ich hatte vor einigen Jahren schon einmal darüber gelesen und möchte mich auf den aktuellen Stand bringen. Ich wusste bisher nicht, dass bei der Stammzellentherapie in den meisten Fällen die neuen Stammzellen schon nach circa 12 bis 14 Tagen im Blutbild sichtbar sind.
Hallo Joachim, danke für Deinen Kommentar. Das Anwachsen der Stammzellen innerhalb von 12 -14 Tagen bezieht sich hier auf die Stammzellentransplantation. Für alle anderen Stammzelltherapien könnte es anders sein, da bin ich keine Expertin für. Bei der Stammzelltransplantation sind ja die existierenden Leukozyten durch eine Chemotherapie zerstört, was eventuell die Zeit bis zum Anwachsen beeinflussen könnte. Aber das ist durchaus eine interessante Frage, die ich meinem Arzt einmal stellen werde. Herzliche Grüße, Annette Mertens
Hallo,.
Ich habe ALL und liege seit gestern auf der kmt Station in Münster. Im Moment bekomme ich Chemo und ab Montag 5 Mal Bestrahlung und am 21.07.2021 bekomme ich mittags meine Stammzellen eines fremdspenders.
Vielen Dank für den Artikel, Angst ist immernoch da aber etwas weniger.
Liebe Grüße Mira
Liebe Mira, vielen, vielen Dank, dass Du Dich gemeldet hast. Ich wünsche Dir alles nur erdenklich Gute für die bevorstehenden Tage! Es wird gut werden, da glaube ich fest daran! Ich denke an Dich an deinem ganz besonderen Tag übermorgen, den 21. Juli! Ganz fest. Liebe Grüße, Annette
Liebe Annette,
ich wünsche dir viel Erfolg mit der Knie-Op.
Ich war auch in der Uniklinik Düsseldorf. Im April 2021 durfte ich überhaupt keinen Besuch bekommen, nur außen, vor dem Fenster, bei ungewöhnlich kalten Temperaturen.
Ich fand schlimm:
Der Moment, in dem ich ganz allein mit Gepäck in die Station gehen musste. Ich habe so geweint.
Keine Berührungen, vor allem in der ganz schlimmen Zeit.
Hartes Essen als mein Mund total wund war.
Ich denke gerne an:
Die wirklich liebevollen Schwestern und den Pfleger
An den Tag der Entlassung. Ich war zu schwach, die Außentür zu öffnen, in diesem Moment fuhr mein Mann im Auto vor!
Daran, dass in den schlimmsten Nächten, ganz tief unten, nur ein Gedanke in meinem Kopf war : ICH WILL LEBEN!
Beate
Liebe Beate,
danke für deinen Kommentar – und dass du uns an deinen Gedanken während der Transplantation teilhaben lässt! Die schlimmsten Zeiten waren für mich auch die Abende und die Nacht, wenn es dunkel wurde. Das Alleinsein ist nicht einfach auf den Stationen…. Liebe Grüße, Dir weiterhin alles, alles Gute!
Hallo Annette, du hast einen super guten Artikel über die KMT geschrieben,
danke vielmals dafür. Habe schon mehrere gelesen, aber deiner ist mit Abstand der Beste.
Mir steht im April eine KMT bevor und habe bestimmt noch einige Fragen diesbezüglich, obwohl mir die Unikl. Essen schon viele Informationen gegeben hat.
Nochmals danke für den guten Artikel und liebe Grüße Jürgen
Hallo ich habe den Artikel bis zum Schluss gelesen weil mir nach einem Rezediv ( Non Hodgekin) ebenfalls eine Transplantation bevorsteht..ich liege seit 12.12.22 ( nach 2. Chemo) im KH und werde durch Spritzen ( Anregung der Stammzellen) auf die Sammlung vorbereitet..vor knapp 5 Jahren wurde es schonmal in einem anderem Kh versucht..leider ohne Erfolg..eine Hochdosischemo ect hatte ich damals abgelehnt..nun habe ich keine andere Wahl da die Abstände eines Rückfalls immer kürzer werden und die Prognose auf Heilung immer schlechter..ich habe fürchterliche Angst vor der Hochdosischemo und was da noch kommt oder kommen könnte..mir ging es nach der ersten Chemo am 09.11.22 so schlecht das ich wie ein „Pflegefall“ entlassen wurde..dann hat man etwas an der Chemo und dem Ablauf geändert und es geht mir bis auf ein bischen körperlicher Schwäche ganz gut..
bei mir soll wenn möglich eine autologe Stammzellenspende statt finden aber nebenbei wird schon nach einem Spender gesucht..
ich weiß auch nicht wer mir die Angst nehmen soll denn letztendlich bin ich diejenige die da durch muss..und ich weiß nicht ob ich stark genug bin um das zu überstehen..
Vielen Dank für Deine Nachricht! Ich kann deine Angst gut verstehen, und kann dich nur ermutigen, es zu wagen. Wir Patienten mit diesen Diagnosen haben leider wenig andere Wahl. Was mir damals sehr geholfen hat, war mein Vertrauen in die Ärzte, die diese Therapie so oft schon durchgeführt haben und das bei dir bestimmt mit großer Sorgfalt tun werden. Frage Deine Ärzte alles, was die beschäftigt und was dir nicht klar ist! Alles nur erdenklich Gute für dich, herzliche Grüße, Annette
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Vielen Dank, dass du dein Fachwissen und Empathie mit der Welt teilt. Dein Blog ist eine wertvolle Ressource für alle, die sich mit dem Thema Stammzelltransplantation auseinandersetzen.
Ich freue mich darauf, noch mehr von deinen informativen und einfühlsamen Beiträgen zu lesen!
Mit dankbaren Grüßen,
Lena
Liebe Lena, ganz herzlichen Dank für Deinen Kommentar.
Ich hoffe immer sehr, dass meine Beiträge von Menschen gelesen werden, die Informationen und auch Mut daraus mitnehmen können. Wenn Du spezielle Fragen hast, kannst du sie mir gerne direkt stellen.
herzliche Grüße. Annette
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